Ziele der Auswanderung - Europa |
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Auswanderung nach Preußen Preußen hatte bereits im ausgehenden 17. Jhdt. eine gezielte Einwanderungspolitik betrieben. Der Große Kurfürst nahm nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) Tausende bedrängter französischer Glaubensflüchtlinge in seinen Landen auf. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges flüchteten zahlreiche pfälzische Hugenotten und Wallonen nach Brandenburg-Preußen. Damals entstanden die pfälzischen Kolonien von Magdeburg, Stendal und Halle. Auch in der Uckermark ließen sich zu jener Zeit viele geflohene Wallonen und Hugenotten nieder, die zuvor den französisch-reformierten Gemeinden in der Pfalz angehört hatten. Nach der Entwässerung des Oderbruchs, später auch der Warthe- und Netzeniederung und deren Urbarmachung betrieb auch Friedrich der Große eine breit angelegte Kolonisationstätigkeit. Er lud zwischen 1740 und 1786 durch mehrere Ansiedlungs-Edikte "fleißige und arbeitsame Ausländer" ein, sich in den preußischen Landen niederzulassen. 1747 kamen die ersten 325 Familien aus dem pfälzischen Raum. In Pommern, in der Kurmark und in der Neumark fanden sie eine neue Heimat. Zum Teil wurden sie in bereits bestehenden Niederlassungen, zum Teil auf Neuland angesiedelt, wie z.B. 20 Familien aus den nordpfälzischen Dörfern Odernheim, Duchroth und Oberhausen, die damals den Ort Müggelheim bei Köpenick gründeten. Auswanderung nach Rußland Bereits Zar Peter I. holte nach der im Nordischen Krieg (1721) erfolgten Eroberung der Ostseeprovinzen Estland und Livland und der Gründung der neuen Hauptstadt St.Petersburg viele deutsche Fachkräfte ins Land. Eine planmäßig organisierte deutsche Einwanderung fand allerdings erst unter der Zarin Katharina II. (1762-1796) statt. In zwei 1762/63 publizierten Manifesten sicherte sie Einwanderern großzügige Privilegien zu, u.a. die Überlassung von Ländereien als "unantastbarer und erblicher Besitz auf ewige Zeiten", freie Religionsausübung, die Befreiung von Abgaben für eine bestimmte Zeit, Militärfreiheit und das Recht auf gemeindliche Selbstverwaltung. Unter den Tausenden von Auswanderern, die daraufhin in den folgenden Jahren in den über 100 Kolonien im Wolgagebiet und in den zehn Kolonien bei Petersburg angesiedelt wurden, waren viele Pfälzer. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts warb Zar Alexander I. (1801-1825) in einem weiteren Manifest um deutsche Ansiedler, die "in ländlichen Beschäftigungen und Handwerken als Beispiel dienen können... gute Landwirte, Leute, die im Weinbau, in der Anpflanzung von Maulbeerbäumen und anderen nützlichen Gewächsen hinreichend geübt oder die in der Viehzucht, besonders aber in der Behandlung und Zucht der besten Schafsrassen erfahren sind, die überhaupt alle nötigen Kenntnisse zu einer rationellen Landwirtschaft haben..." Wieder folgten Tausende dem Ruf des Zaren. Im Schwarzmeergebiet entstanden damals über 200 Kolonien, davon waren 92 evangelisch, 68 katholisch und 44 mennonitisch. Eine Reihe von Siedlungsnamen deuten auf die Herkunft vieler Auswanderer hin: Karlsruhe und Baden bei Odessa, Landau, Mannheim, Worms, Speier, Rohrbach oder Kandel. Generationenlang, bis zur Verschleppung der Deutschen unter Stalin, wurden in den rußlanddeutschen Dörfern Sprache und Bräuche der deutschen Heimat bewahrt. Auswanderung in den Südosten (Banat, Batschka, Galizien und Bukowina) Kaiserin Maria Theresia (1740-1780) war bestrebt, im südlichen Teil der ungarischen Tiefebene, das Österreich-Ungarn von den Türken zurückerobert hatte, deutsche Bauern anzusiedeln. Sie erließ verschiedene Einwanderungsedikte. Ihr Sohn Kaiser Josef II. (1765-1790) setzte das Kolonisationswerk fort und betrieb mit großem Engagement die Ansiedlung deutscher Bauern im Banat und in der Batschka. Das von ihm 1782 erlassene Ansiedlungs-Patent wurde in vielen Tausend Exemplaren gedruckt und war - nicht zuletzt dank der Tätigkeit der pfälzischen "Werbezentrale" in der österreichischen Grafschaft Falkenstein (Winnweiler) - bald auch hier überall verbreitet. In den Krisenjahren 1783/84 verließen Tausende die Pfalz, reisten über Regensburg auf der Donau nach Wien, wo ihnen in der Hofkanzlei der Ansiedlungspaß und ein Reisegeld ausgehändigt wurde. Etwa 3.500 Familien wurden zwischen 1784 und 1787 in 20 Dörfern des Batscher Komitats (Batschka) angesiedelt. Einige dieser Siedlungen wie Neu Siwatz, Torschau, Neu Werbaß und Tscherwenka waren überwiegend von Pfälzern besiedelt. In die gleiche Zeit fällt auch die Auswanderung nach Galizien, dem östlich des Weichseloberlaufs gelegenen und jahrhundertelang zu Polen gehörenden Gebiet, das bei der ersten polnischen Teilung (1772) von Österreich vereinnahmt worden war. Rund 25 000 Personen, unter ihnen wieder viele Pfälzer, wanderten zwischen 1782 und 1787 und in einer zweiten Welle nach 1800 in Galizien ein. Ein Teil der für Galizien bestimmt gewesenen Ansiedler wurde ab 1787 in die Bukowina weitergeleitet. Auch hier, z. B. in den Siedlungen Radautz, Fratautz und Illischestie, hat sich bis zum Zweiten Weltkrieg eine blühende deutsche Volkskultur erhalten. Pfälzische Siedlungen am Niederrhein, bei Braunschweig, in Dänemark, Spanien und Cayenne 1741 wurde einer Gruppe von Pfälzern, die auf dem Weg nach Rotterdam waren, um nach Nordamerika überzusiedeln, der Übertritt nach Holland verwehrt. Nach Verhandlungen mit der preußischen Regierung konnten sie sich auf der Gocher Heide bei Kleve eine neue Heimat aufbauen. Sie gründeten die Siedlungen Pfalzdorf und Louisendorf. Pfälzer vom Niederrhein legten später ein neues Pfalzdorf bei Aurich in Ostfriesland an. Nachdem es der dänischen Regierung nicht gelungen war, die Urbarmachung der im nördlichen Teil der Halbinsel Jütland gelegenen "Alheide" mit dänischen Bauern zu bewerkstelligen, rief sie 1759/60 deutsche Bauern ins Land. Etwa 1000 Menschen, überwiegend aus dem pfälzischen Raum, folgten der Einladung. An die "Kartoffeldeutschen" erinnert heute ein 1984 errichtetes Denkmal in Frederiks. Herzog Carl I. zu Braunschweig und Lüneburg ermunterte 1747 in seinem Gnadenbrief protestantisch-reformierte Familien, sich in Braunschweig anzusiedeln. 1749/50 trafen mehrere Familien aus der Pfalz im Herzogtum Braunschweig ein und fanden in Veltenhof ein neues Zuhause. Im Jahre 1767 beauftragte der spanische König Karl III. den ehemaligen französischen und preußischen Oberstleutnant Johann Caspar von Thürriegel (1722-1795), 6000 katholische Deutsche und Flamländer zur Besiedlung des seit der Vertreibung der Mauren brachliegenden südlichen Abhangs der Sierra Morena ins Land zu holen. Obwohl Kurfürst Carl Theodor scharfe Verordnungen gegen die Auswanderung nach Spanien erließ, zogen mehrere hundert pfälzische Familien nach Andalusien. Als Beispiel einer mißglückten Ansiedlung pfälzischer Auswanderer sei
Cayenne (Guyana) genannt. Seit den sechziger Jahren des 18. Jhdts. warb
die französische Regierung über ihren Kommissar in Landau unter Zusicherung
verlockender Privilegien für die Besiedlung ihrer an der Nordküste Südamerikas
gelegenen Kolonie. Die Auswanderungsbewegung nach Nordamerika stieg erst nach der "Franzosenzeit", zu Beginn der bayerischen Ära wieder an. Nach einer Klimakatastrophe und der dadurch verursachten Mißernte (1816/17), die große Not nach sich zog, häuften sich die bei den Behörden eingelaufenen Auswanderungsanträge. Insbesondere "Polen" wurde zunächst als Zielgebiet vieler Auswanderungswilligen angegeben. Manche von ihnen sind damals wohl als "Nachzügler" nach Galizien gezogen, andere ließen sich bei Warschau nieder. Doch die Masse der Auswanderer wandte sich auch diesmal wieder nach Nordamerika. |