Die Geschichte der Auswanderung - ein kurzer historischer Abriss

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Tausende von Pfälzern verließen im 18.Jahrhundert, besonders aber im 19. Jahrhundert ihre Heimat, um in einem fremden Land einen Neuanfang zu wagen. Dabei sind drei Hauptursachen für die Auswanderung zu unterscheiden:

  1. Wirtschaftliche Gründe
  2. Religiöse Gründe
  3. Politische Gründe

Auswanderung im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert gab es drei große Auswanderungswellen:

  1. Welle: 1846-1857
  2. Welle: 1864-1873
  3. Welle: 1880-1893

Die Gründe für die erste große Auswandererwelle waren Missernten, Übervölkerung sowie das Scheitern der Revolution von 1848. Durch den amerikanischen Bürgerkrieg wurde diese Entwicklung unterbrochen, ging aber danach wieder weiter und wurde durch die erste Phase der großen Depression unterbrochen. Die dritte Auswanderungswelle war wohl die größte. So reisten in den Jahren 1880 bis 1985 allein rund 850 000 Deutsch nach Übersee. Auch nahm die Zahl der süd-, südost- und osteuropäischen Auswanderer zu, die über Bremen und Hamburg in die USA auswanderten.

Auswanderung im 20.Jahrhundert

Infolge der positiven industriellen Entwicklung, insbesondere in Westdeutschland und der dritten Depression in den USA ging die Auswanderung ab 1893 stetig zurück. Der erste Weltkrieg gab sein übriges. Erst in den 20er Jahren nimmt die Auswanderung wieder zu und erreicht 1923 seinen Höhepunkt mit 100 000 Auswanderern.
Zum Zeitpunkt der Weltwirtschaftskrise geht die Auswanderung erneut zurück, da auch die USA von der Weltwirtschaftskrise betroffen sind.
Ein Anstieg der Auswanderung ist erst wieder ab dem Jahre 1933, insbesondere durch jüdische Emigranten zu verzeichnen.
Ab 1940 ist keine Auswanderung mehr möglich und auch nach dem 2. Weltkrieg wegen Verbotes der Auswanderung durch die Alliierten bis Mitte 1950.

In den 50er Jahren erfolgt ein erneuter Anstieg der Auswandererzahlen als Folge des zweiten Weltkrieges. Diese waren in erster Linie:

  • Zerstörung
  • Hunger
  • Flüchtlingsströme
  • Übervölkerung
  • Arbeitslosigkeit

Ende der 50er Jahre nimmt die Zahl wieder ab.

Situation der Auswanderer im 19. Jahrhundert

  • wirtschaftliche Not
  • Landflucht
  • Scheitern der Freiheitsbewegung 1848
  • soziale Umwälzungen
  • Realteilung (besitzzersplitternde Erbteilung), die die französische Besetzung mit sich brachte
  • Missernten und Hungersnot
  • Überbesetzung handwerklicher Berufszünfte
  • Strukturwandel der Handwerksberufe durch Mechanisierung und Industrialisierung; hier wäre der Niedergang des Leineweberberufes durch Industrialisierung und das Aufkommen der durch Sklavenarbeit wesentlich billigeren Baumwolle zu erwähnen.

Der Ablauf der Auswanderung

Vom Entschluß zur Auswanderung bis zur Ankunft in der Fremde lag ein langer und beschwerlicher Weg vor den Auswanderungswilligen:

  • Antragsstellung und Genehmigung bei der zuständigen Behörde, bei Umgehung der illegalen Auswanderung, was durchaus auch vorkam.
  • Erreichen eines Auswandererschiffes etwa in Le Havre in Frankreich oder in den Rheinmündungshäfen Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam sowie nach dem Ausbau des Eisenbahnnetzes Bremen, Bremerhafen und Hamburg.
    Bremen und Hamburg gewinnen erst ab 1890 an Bedeutung, da ab diesem Zeitpunkt immer mehr Osteuropäer auswandern.

Probleme und Mißstände der Auswanderung

Die Probleme der Auswanderer begannen bereits mit der Ankunft in den Überseehäfen und setzten sich bei der langen Überfahrt im Zwischendeck eines Auswandererschiffes fort. Eine Auswanderung war also mit enormen Strapazen verbunden. Im Folgenden wird aufgelistet mit welchen Schwierigkeiten die Auswanderer zu kämpfen hatten.

  • schlechte Unterbringung der Auswanderer in den Hafenstädten
  • Schiffsunglücke
  • rücksichtslose Ausbeutung der Auswanderer
  • zweifelhafte "Rathgeber" wurden verkauft
  • Geschäftemacherrei durch Agenten die Passagierverträge abschlossen
  • Auswanderer waren nur Frachtgut, da sie nicht in Passagierlisten auftauchten
  • Zwischendecks wurden in die Schiffe eingebaut die nur den Zweck hatten möglichst viele Passagiere zu transportieren
  • unzureichende Belüftung in den Zwischendecks
  • schlechte hygienische Verhältnisse
  • mangelnde Verpflegung
  • Krankheiten und Todesfälle an Bord
  • Epidemien an Bord und in den Hafenstädten
  • rücksichtslose Ausbeutung der Auswanderer

Durch all diese Mißstände und die immer größere Zahl von Auswanderern gerät die Auswandererproblematik immer mehr ins Bewußtsein und es wurden nach und nach Maßnahmen zum Beheben dieser Mißstände ergriffen.

Anfänge staatlichen Schutzes für Auswanderer

1832 Auswandererschutzverordnung im Land Bremen
1837 Auswandererschutzverordnung im Land Hamburg
1848 Verfassungsentwurf der Nationalversammlung, in dem die Auswanderung als Grundrecht deklariert wurde.
Gesetzentwurf für " den Schutz und die Fürsorge des Reiches für die deutsche Auswanderung betreffend":

  • Maßnahmen gegen Agentenwesen
  • Bestimmungen für den Transport von Auswanderern
  • Bestimmungen über Gesundheitsfürsorge
  • Mindestgröße der Zwischendecks (Dieses Gesetz wurde aber nicht umgesetzt.)

1850 Gesetzentwurf der Deutschen Union wurde auch nicht verwirklicht.
In der Verfassung des Norddeutschen Bundes und in der Reichsverfassung von 1871 wird die Auswanderung in außerdeutsche Länder der Gesetzgebung und der Aufsicht des Bundes gestellt 1869.
Kapitän zur See Heinrich Ludwig Fürchtegott Weickhmann erster Bundes- später Reichskommissar für das Auswanderungswesen.

Öffentlichkeitsarbeit

  • Schaffung von Beratungsstellen
  • Erlass von Gesetzen und Verordnungen, um die Auswanderer zu schützen
  • Versuch der Lenkung der Auswandererströme

Situation der Auswanderer Anfang des 20. Jahrhunderts

  • Dampfschiffe lösen Segelschiffe ab
  • kürzere Überfahrten
  • Verbesserung der Unterkunftsbedingungen
  • Verbesserte hygienische Verhältnisse
  • Verbesserte Ausstattung von Waschräumen und Speisesälen
  • verbesserte Verpflegung
  • Kabinen statt Zwischendecks
  • ärztliche Untersuchungen der Auswanderer (der Polen und Rußen bereits in Auswandererkontrollstationen an den Grenzen)

In Amerika:

  • ärztliche Untersuchungen
  • Befragung nach Namen, Herkunftsort, Ziele, Qualifikation...
  • ab 1882 verschärfte Auswanderergesetze, d.h. Einreiseverweigerung für bestimmte Gruppen (Sträflingen, Analphabeten...)
  • ab 1921 Quotensystem

Die Auswandererziele

Das bevorzugte Land der Auswanderung war

  • Amerika bzw. die USA

Doch wurden auch andere Länder ausgewählt wie etwa

  • Kanada
  • Südamerika (Süden Brasiliens, Paraquay, Südchile)
  • Australien
  • Südosteuropäische Staaten, besonders im 18. Jahrhundert

Auswanderung im Dritten Reich

Die Auslandsorganisation der NSDAP hatte das Ziel im Ausland lebende Deutsche zu kontrollieren und nationalsozialistisches Gedankengut zu exportieren.
Durch Gesetze wurden die Juden gezielt benachteiligt und diskriminiert, wodurch sich viele Juden entschlossen aus Deutschland auszuwandern.
Auswanderung der Juden wurde Anfangs "gefördert" um Deutschland zu "entjuden". Bis 1941, als ein generelles Auswanderungsverbot für Juden verhängt wurde.
Die Auswanderung der Juden wurde in den Anfangsjahren vom Reich organisiert, wobei die Juden einen nicht unerheblichen Teil ihres Vermögens in Deutschland lassen mußten.
Die Reichsstelle für Auswanderung beriet die Juden über mögliche Zielländer in die sie auswandern konnten.

Die Pfälzer in Amerika

Die Pfälzer in Amerika hielten ihre Herkunft und Heimatverbundenheit stets wach. So blieb der Kontakt mit den Verwandten in der alten Heimat in der Regel bestehen und man ermunterte nicht selten die Daheimgebliebenen zum Nachkommen in die neue Heimat. Auch eine eigene Zeitung "Der Pfälzer in Amerika" brachten die pfälzischen Einwanderer heraus. Sogar eine eigene Sprache entwickelt sich in der neuen Heimat. Das sogenannte Pennsylvaniadeutsch, eine Mischung aus Pfälzisch mit amerikanischem Einschlag. Pfälzer Berühmtheiten in Amerika: Nicht wenige Pfälzer fanden in Amerika ihr Glück, ohne Verschweigen zu wollen, dass es auch einige gab, die in der neuen Welt scheiterten und die sogar wieder in ihre alte Heimat zurückkehrten. Auch sollten diejenigen erwähnt werden die pfälzische Vorfahren hatten und zu Weltruhm gelangten. So wären zum Beispiel Clark Gable und Elvis Presley aufzuführen, deren Vorfahren aus der Pfalz stammen.